Interview mit Conny Notz (Equipenchefin)

Cornelia «Conny» Notz ist seit 2020 Nachwuchsverantwortliche der Disziplin Springen beim Schweizerischen Verband für Pferdesport (SVPS) sowie Projektleiterin Suisse Youth Jumping Academy SYJA, nachdem sie zuvor seit 2009 die Schweizer Children-Equipe anführte. In ihrer Funktion ist sie für die Saisonplanung von über 60 Reiterinnen und Reitern zuständig. Unterstützt wird sie bei ihrer Arbeit durch die erfahrenen Coaches und Springtrainer Thomas Balsiger, Christian Sottas sowie ihren Ehemann Jürg Notz, mit dem sie zusammen auch den familieneigenen Stall Notz in Kerzers FR führt.

Zurich Youth Masters: Wie steht es um den Schweizer Nachwuchs?

Cornelia Notz: Der Schweizer Nachwuchs hat das Glück, dass er eine gute Unterstützung durch den SVPS, das Förderprojekt SYJA und die Gönnervereinigung STT Swiss Team Trophy erfährt. Es wird viel Wert auf eine breite Basis gelegt und dementsprechend kann momentan mit den vorhandenen Mitteln eine gute Förderung in diversen Bereichen angeboten werden. Jede Reiterin und jeder Reiter, die oder der mit Gefühl und einer guten Grundausbildung reitet, ist ein Gewinn für unseren Sport. Dabei kann es zuweilen auch vorkommen, dass Reiter oder Reiterinnen unterstützt werden, welche die Schweiz vielleicht gar nie an offiziellen Anlässen und Championaten, etwa an CSIOs oder Europameisterschaften, vertreten werden. Es braucht aber Alle: Die Ambitionierten, welche dann auch noch die entsprechenden Pferde zur Verfügung haben, und auch diejenigen, welche sich, aus verschiedenen Gründen, nicht so hohe Ziele stecken können. Sie alle haben aber etwas gemeinsam: Sie leben mit Herzblut und viel Pferdeliebe unseren wunderschönen Sport. Ich bin mir sicher, dass sich genau auch deshalb viele Freiwillige und Supporter engagieren, um Anlässe zu organisieren oder aktiv zu unterstützen. Darum bin ich froh zu sehen, dass wir in allen Kader-Bereichen, regional und national, immer viele Anmeldungen haben, und ich hoffe, dass dies in Zukunft weiterhin auch so bleibt.

Demnach ist aus meiner Sicht der Nachwuchs in der Schweiz auf dem absolut richtigen Weg und bildet eine Breite, die nachhaltig, pferdegerecht und liebevoll mit ihren Pferden umgeht.

Was für Fortschritte wurden in den vergangenen Jahren erzielt?

Im Nachwuchsbereich der Disziplin Springen konnte das Bewusstsein, dass das Grundwissen über die biomechanischen Abläufe bei Pferd und Reiter für richtiges und pferdegerechtes Reiten von grosser Bedeutung ist, gut gefördert werden. Man kann gut erkennen, dass sich sowohl dieses Bewusstsein als auch die entsprechende Umsetzung klar verbessert haben. Dieses Grundwissen ist essenziell und muss bereits im kleinsten Reiteralter erlernt und gefördert werden. Denn es wäre schade, wenn später schlechte oder falsche Automatismen womöglich wieder abtrainiert werden müssen. Natürlich gibt es immer noch viel Arbeit, wir haben ja nie ausgelernt, aber wir sind hier auf dem richtigen Weg.

Was bereitet Ihnen dabei besonders Freude?

Ich spüre, dass wir in Sachen Teamgeist einen sehr guten Zusammenhalt erreicht haben. Meine Freude ist riesig, wenn ich die Reitenden, welche früher einmal z.B. bei den Children waren, nach einigen Jahren immer noch zusammen sehe, und feststelle, wie die gemeinsamen Erlebnisse sie verbindet und daraus auch langjährige Freundschaften entstanden sind. Gerade in schwierigen Zeiten und wenn’s dann mal nicht so läuft, ist so ein Zusammenhalt extrem wichtig, bei Kindern und Jugendlichen ganz besonders.

Das alles kommt aber nicht einfach so und von heute auf morgen. In kleineren Prüfungen sehen wir, dass unser Nachwuchs bereits mit einer besseren Basisausbildung und auch technisch versierter einen Parcours reiten kann. Die Fortschritte mögen von aussen betrachtet vielleicht als klein erscheinen, so ein Aufbau braucht jedoch viele Jahre.

Was braucht es, um noch erfolgreicher zu werden?

Wir müssen am Ball bleiben. Das stetige Reflektieren und das Interesse zu wachsen, darf nie verloren gehen. Reiter sind ohne Pferde lediglich Fussgänger. Unsere vierbeinigen Partner sind deshalb auch das wohl Wichtigste überhaupt in unserem Sport. Um noch erfolgreicher zu sein, sollten wir auf sehr gute und gut ausgebildete Pferde zählen können, welche für die entsprechenden Anforderungen und Herausforderungen im Springsport geeignet sind. Gleichzeitig müssen wir Reiterinnen und Reiter ausbilden, die Pferde mit Potential nachhaltig für den Sport aufbauen und im Sport langfristig erhalten können.

Darüber hinaus sind auch die Anforderungen an die Reitenden gestiegen. Es gibt inzwischen sehr viele sehr gute Reiterinnen und Reiter im Nachwuchsbereich, es gibt mehr Konkurrenz. Es braucht viel Disziplin, eigenen Willen, das richtige Mass an Kritikfähigkeit und Durchhaltevermögen, um in diesem Sport auch langfristig bestehen zu können.

Was waren die Highlights in den vergangenen Jahren?

Unsere Silbermedaille im Team an den Europameisterschaften der Junioren in Vilamoura (POR) dieses Jahr ist natürlich ein wunderbarer Höhepunkt, den ich nie vergessen werde. Wir sind zwar mit der Medaillenhoffnung nach Portugal gereist, so richtig ausgesprochen haben wir das jedoch nicht. Wir wussten einfach, dass wir eine sehr starke Junioren-Spring-Equipe haben und theoretisch viel möglich ist. Als unser Junioren-Team dann eine so grossartige Leistung gezeigt hat und die Pferde so super mitgekämpft haben, waren wir alle einfach nur stolz und glücklich über diese wirklich verdiente Medaille.

Mein persönliches Highlight ist natürlich die Goldmedaille an der Children-EM 2009 in Moorsele (BEL), welche unsere Tochter mit Sjarlotte gewonnen hat. Es war so eindrücklich, wie die Stute immer alles für Larissa gegeben und vermutlich gewusst hat, dass es wohl ein sehr wichtiger Moment ist. Es hat mir gezeigt, wie wichtig diese Symbiose von Pferd und Reiterin ist und wie viel gemeinsam erreicht werden kann.

Die Medaillen im Nachwuchsbereich, welche mit Martin Fuchs als Teamleader gewonnen werden konnten, sind mir auch eindrücklich in Erinnerung. Und natürlich die Goldmedaille von Bryan Balsiger an den Europameisterschaften der Jungen Reiter 2017 in Samorin (SVK). Damals war ich nur für die Children zuständig, kannte aber Bryan bereits von früher aus dem Children-Team. Den Weg, welchen Bryan gemacht hat, ist genial. Dabei ist er immer am Boden und sich treu geblieben. Man bleibt als Teamleiterin oder Coach halt immer Fan seiner ehemaligen Reiterinnen und Reiter.

Ein Meilenstein ist für mich auch, dass im Jahr 2013 in der Disziplin Springen des SVPS erstmals ein offizielles Schweizer Children-Kader mit entsprechenden Selektionsgrundlagen geschaffen und in der Folge im Jahr 2014 zum ersten Mal in dieser Kategorie auch eine Schweizer Meisterschaft ausgetragen wurde.

Sehr glücklich machen mich aber vor allem immer wieder die persönlichen Erfolge „meiner“ Reiterinnen und Reiter. Wenn ich sehe, wie sie sich durch eine Durststrecke kämpfen müssen, weiss ich, dass das sehr hart für sie ist und leide immer auch etwas mit ihnen mit. Wenn man sieht, wie sie danach besser und stärker zurückkommen und ihre Ziele erreichen, dann ist das ein wunderschöner Moment.

Was sind die Ziele für die nächsten Jahre?

Wir möchten gemeinsam mit unseren Pferden stetig wachsen, uns verbessern und den neusten Anforderungen gerecht werden. Erfolge an internationalen Turnieren und Medaillen an Championaten gehören zu unseren Zielen und sind eine wunderschöne Belohnung für das ganze Engagement im Nachwuchsbereich. Natürlich möchten wir auch in der Zukunft noch viele weitere davon nach Hause in die Schweiz bringen können. Dabei hoffen wir, dass wir dazu in den nächsten Jahren auch auf Pferde mit Potential zählen können, damit wir den Anschluss an die anderen Länder behalten können.

Wir möchten aber auch zeigen, dass wir immer zusammen mit unseren Pferden ein Team bilden, und wir auch deshalb so viele Stunden mit unseren vierbeinigen Partnern verbringen, weil uns ihr Wohlergehen äusserst wichtig ist. So wichtig, dass wir immer versuchen, den Ist-Zustand realistisch zu bewerten und das Allerbeste aus den Situationen zu machen.

Welchen Beitrag können die Zurich Youth Masters dazu beitragen?

Dass es in der Schweiz seit langer Zeit wieder einen Outdoor-CSIO im Nachwuchsbereich geben wird, freut mich sehr! Eine Veranstaltung in diesem Rahmen ist für unseren Nachwuchs nicht selbstverständlich und eine seltene Gelegenheit, wichtige und auch schöne Erfahrungen im Springsport zu sammeln. Die Reiterinnen und Reiter können sich sehr glücklich schätzen, an diesem internationalen Turnier in der Schweiz und vor Heimpublikum teilnehmen zu können. Gerade diejenigen, welche nicht an internationalen Turnieren im Ausland teilnehmen können, werden an diesem Turnier in der Schweiz wichtige Erfahrungen auf ihrem reiterlichen Weg sammeln können. Dafür sind wir sehr dankbar, zumal die Organisation und Durchführung eines solchen Events immer mit sehr viel Aufwand verbunden ist und entsprechende Partner, Sponsoren und Supporter voraussetzt, und auch unzählige helfende Hände und Freiwillige benötigt. Auch von meiner Seite her deshalb ein grosses Dankeschön an Alle, die dies für unseren Nachwuchs möglich machen.